Illen'nio?
Die Regentropfen fielen ihm in sein Gesicht, als er
langsam aus dem Schulgebäude, auf den von Menschen überfluteten Hof trat. Seine
Haare, die schwarze Jeans und seine grauen Chucks wurden nach und nach nass,
Leute rempelten ihn an, doch Nathan blieb einfach im Regen stehen. Dass
ziemlich viele seiner Mitschüler mitbekommen hatten, worum es bei der hitzigen
Diskussion gegangen war kümmerte ihn nicht, doch die Tatsache an sich, sich mit
Cynthia zu streiten nahm ihn zutiefst mit. Eine Weile noch blieb er stehen und
lies, den immer stärker werdenden Regen, auf sich niederprasseln. Es konnte so
nicht weiter gehen, dass wusste er, doch eine Lösung für ihr Problem gab es nun
mal nicht wirklich. Dazu waren sie beide zu stolz und – wie war noch gleich das
nette Wort für „selbstsüchtig“ – genau, „unabhängig“, dachte er sich. Ohne es
wirklich bemerkt zu haben war er schon in seinen alltäglichen Trott nach Hause
verfallen, hatte das Schulgelände hinter sich gelassen und lief den, von aufgeweichtem
Laub bedeckten Gehweg Richtung Stokkseryi entlang. Bis zu ihm nach Hause waren
es nur zwei Kilometer von der Schule aus und so schritt er in Gedanken versunken durch den Regen. „Ich
ertrage deine Eskapaden einfach nicht mehr Nathan! Du tust alles wonach dir der
Sinn steht, ohne dabei einmal an andere zu denken.“ hatte Cyn ihm entgegen
gebrüllt. Es wäre ihr zuviel und sie würde keine Chance für ihre Beziehung
sehen. Dieser Satz wiederholte und wiederholte sich immer und immer wieder in
Nathans Kopf, als würde jemand andauernd den Repeatknopf vergewaltigen. Nach
einer Weile stand er vor seiner Haustür und schloss in trister Routine die Tür
auf. Es war ein kleines Reihenhäuschen mit dunkelgrünem Anstrich, einem kleinen
Garten hinter dem Haus und zwei Etagen. Nichts besonderes, wie alles halt in
diesem Kuhkaff dachte er sich betrübt. Stokkseryi war ein winziger Ort auf der
Südwestseite Islands und beherbergte gerade einmal knappe 500 Einwohner. Früher
einmal war es als Fischer- und Handelsposten gegründet worden und die rasante
Entwicklung konnte man ja beobachten, wenn man aus dem Fenster schaute.
Kläffende Hunde die durch die Straßen jagten, eine meist graue Häuserreihe, die
sich die Hauptstraße entlang zog, die Überreste der Verwüstungen, die der Sturm
von vor 2 Wochen angerichtet hatte waren auch noch nicht vollständig beseitigt
worden. „Ja, das hier ist wirklich ein wundervolles, kleines Nest. So schön
abseits der Welt und ruhig.“ murmelte Nathan leise zu sich selbst.
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